Pakistan
Regierung duldet den wachsendenachsenden Einfluss von Islamisten
Der islamistische Einfluss auf die pakistanische Gesellschaft Wird immer stärker.
Am 9. April 2021 wurden in Pa-kistans drittgrösster Stadt Faisala-bad die Krankenpflegerin Mariam Lal und die angehende Pflegerin Newish Arooj festgenommen. Sie wurden beschuldigt, einen Aufkle-ber mit Versen aus dem Koran von einem Medikamentenschrank im Spital entfernt zu haben. Seitdem sind die zwei Frauen in Polizeige-wahrsam und warten auf ihr Urteil.
Im Würgegriff der Blasphemie-Kläger
Doch sie sind nicht die Einzigen, die der Gotteslästerung beschuldigt worden sind. Seit Anfang 2021 wur-den in Pakistan acht Christen wegen angeblicher Blasphemie inhaftiert, davon sechs Krankenpflegerinnen. Unter ihnen ist auch Tabeeta Gill, der CSI half, das Land zu verlassen.
Obwohl das Blasphemiegesetz in den meisten Fällen rücksichtslos für berufliche Rivalitäten, private Streitereien und religiöse Verfol-gung missbraucht wird, tut die Re-gierung nichts dagegen. Viele Ver-urteilte warten jahre-, wenn nicht jahrzehntelang, auf ihr Verfahren.
Zwar haben terroristische An-schläge in Pakistan in den letzten drei bis vier Jahren abgenommen. Und doch nimmt der Terror im All-tag vieler religiöser Minderheiten zu. Was führt zu dieser langsamen, anhaltenden Radikalisierung?
Ein CSI-Projektpartner meint dazu: «Die negativen Aussagen von Premierminister Imran Khan, dass der Westen islamophob sei, fördern die Christo- und Hinduphobie. Khan muss mit den radikalen islamisti-schen Gruppierungen zusammen-arbeiten, um sein Gesicht nicht zu verlieren. Ausserdem sind die pakis-tanischen Medien und Social Media voll von Hassbotschaften gegen reli-giöse Minderheiten.»
Bei seiner Wahl zum Premiermi-nister im Jahr 2018 versprach Imran Khan, einen islamischen Wohlfahrts-staat zu gründen. Dies ist ihm bis heute nicht gelungen. Die anhaltende Wirtschaftskrise und die Corona-Pan-demie lassen die Wahlversprechen in weite Ferne rücken. Der Premiermi-nister hat an Beliebtheit verloren.
In Pakistan ist es ausserdem üb-lich, dass einflussreiche Politiker mit islamistischen Gruppen kooperieren. Dies in der Hoffnung, bei den ultrakonservativen Mitgliedern der Ge-sellschaft Beliebtheit zu erlangen.
Einfluss der islamistischen Partei TLP
Die Extremisten-Partei TLP konnte kürzlich derart zulegen, dass sich Premierminister Imran Khan gedrängt fühlt, mit ihr zu kooperieren. Die Zunahme von Blasphemie-Klagen und Zwangsislamisierung sind nur zwei der Folgen davon. CSI setzt sich für die Opfer ein.
Konservativen Mitgliedern der Ge-sellschaft Beliebtheit zu erlangen. Einfl uss der islamistischen Partei TLP Die islamistische Partei Teh-reek-e-Labbaik Pakistan (TLP) ist eine der erfolgreichsten rechtsext-remen Gruppen in Pakistan. Deren Gründer wurde von Mumtaz Qadri inspiriert, dem Fanatiker, der 2011 den damaligen Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, ermordet hatte. Taseer hatte das einheimi-sche Blasphemiegesetz kritisiert und sich für die Freiheit der wohl bekanntesten Christin Pakistans, Asia Bibi, eingesetzt.
Ende Oktober 2020 gingen TLP-Anhänger zu tausenden auf die Strassen, nachdem Frankreichs Prä-sident Emmanuel Macron die Mei-nungsfreiheit als Reaktion auf einen tödlichen Angriff auf einen Franzö-sischlehrer verteidigt hatte, der in der Schulklasse Karikaturen des Pro-pheten Mohammad gezeigt hatte.
Im April 2021 marschierten wiederum tausende von TLP-An-hängern in Richtung pakistanische Hauptstadt Islamabad. Sie forder-ten die Ausweisung des französischen Botschafters und den Boy-kott französischer Produkte. Um die gewalttätigen Ausschreitungen zu stoppen, versprach die Regierung, die Forderungen im Parlament zu besprechen. Imran Khan meinte auch, dass sie ja am gleichen Strick ziehen, da auch er gegen die Isla-mophobie im Westen sei.
Wachsende Forderungen
Die Regierung hat das Gefahenpotenzial der TLP bisher konsequent heruntergespielt und vielen Forderungen der Gruppe nachgegeben, um sie zu beschwichtigen. Dies ermutigt die TLP, zusehends grössere Zugeständnisse einzufor-dern und andere Extremisten dazu anzustacheln, ihre islamistische Agenda zu mobilisieren. Der Eifer, kombiniert mit einer engen Sicht des Islam, hat der TLP bereits zwei Sitze in der Provinz Sindh eingebracht und es ihr er-möglicht, bei den Parlamentswah-len 2018 als drittgrösste Partei ins Rennen zu steigen. Zwar wurde die Partei nach den Protesten im April 2021 verboten, doch ihre Ideologie und ihr Einfl uss sind nicht mehr zu stoppen.
Video: «Kampf gegen Zwangsheirat religiöser Minderheiten in Pakistan».
www.youtube.com/ChristianSolidarityInternational
Zudem hat die Regierung be-reits den Beweis geliefert, dass die Gewalt im Namen der Ehre und Ver-teidigung des Propheten und des Islam geduldet wird. Die religiös motivierten Verbrechen werden un-gestraft weitergeführt. Und sollte jemand den Mut haben, sich dage-gen auszusprechen, steht er oder sie selbst am Pranger.
Die Tatsache, dass der Isla-mismus in Pakistan zusehends salonfähig wird, ist besorgniserre-gend. Dazu der CSI-Projektpartner: «Religiöse Minderheiten werden zunehmend Opfer von Verfolgung und Zwangskonversionen, und dies scheint vom Staat legitimiert zu werden. Die elementarsten Grund-rechte werden ihnen immer mehr entzogen.» CSI setzt sich für Opfer von Zwangskonversion und auch Zwangsverheiratung ein. Zudem engagieren wir uns in der Aufklä-rungsarbeit, um die Öffentlichkeit mit diesem wachsenden Problem vertraut zu machen.